Wann ist man eigentlich ein Schriftsteller?
Diese Frage stellte sich, als eine liebe Autorenkollegin meinte, sie würde sich jetzt nicht mehr als Schriftstellerin bezeichnen, weil es ihr nicht gelänge, regelmäßig ein Buch herauszubringen.
Meine entsetzte Antwort: Das hat doch damit nichts zu tun!
Es ist doch jeder ein Schriftsteller, dem es ein Herzensanliegen ist, sich mit Worten auszudrücken. Und wenn es ihm dabei noch gelingt, mit seinen Worten die Menschen zu berühren, dann ist er sogar ein guter Schriftsteller. Ob er gerade schreibt oder nicht, ist dabei völlig nebensächlich. Genauso wie es völlig nebensächlich ist, ob dieser Schriftsteller im Verlag veröffentlicht oder als Selfpublisher, ob er von Zehntausenden oder gar Millionen gelesen wird, oder nur von seinen besten Freunden. Schriftsteller zu sein, hat nichts mit Erfolg zu tun und auch nicht mit einer vielleicht abzuliefernden Leistung. Ein Schriftsteller ist ein Künstler! (Oder sollte es zumindest sein.) Er schafft sein Werk aus einer inneren Motivation und nicht aufgrund von äußeren Zwängen, wie Geld verdienen oder berühmt zu werden. Wenn das dann auch noch klappt – schön! Aber es ist keine Voraussetzung dafür, sich selbst als Schriftsteller, als Künstler bezeichnen zu dürfen und schon gar ein Grund, sich selbst nicht als solcher wahrzunehmen.
Ich schreibe nun seit vier Jahren Bücher und habe in dieser Zeit viele Autorenkollegen und -kolleginnen kennenlernen dürfen. Und wenn ich eines gelernt habe, dann das: Es gibt so viele Schriftsteller, wie es Bücher gibt. Die einzige Gemeinsamkeit ist der Drang zu schreiben und die Freude am Formulieren. Und natürlich dieser kleine Funke, der in uns allen brennt und sich entzündet, wenn irgendetwas rund um uns das Schriftsteller-Gen triggert und eine Idee gebiert. Vielleicht haben andere Leute, Nicht-Schriftsteller, diesen Funken auch, aber bei uns von der schreibenden Zunft muss diese Idee irgendwann raus, koste es was es wolle. Man kann sich ihr verschließen und sie sogar wieder vergessen, doch irgendwann bricht sie sich ihren Weg und dann sitzt man wieder vor dem PC oder vor dem Notizblock oder der Schreibmaschine und die Wörter fließen nur so aus den Fingern. Man versinkt in dieser Welt, die man gerade selbst erschafft, trifft auf Charaktere, die es vor wenigen Augenblicken noch gar nicht gab, sieht einen Film vor seinem inneren Auge ablaufen, der noch nie auf einer Leinwand zu sehen war, und am Ende hat man aus dem Nichts etwas Neues erschaffen.
Wer das kann, ist ganz unzweifelhaft ein Schriftsteller.
toller Beitrag 🙂
Denke, dass das Finanzamt die letztendliche Endscheidung trifft, ob man ein Hobby betreibt, oder einen „echten“ Job 😉 aber das ist imho egal … einfach so gut (oder mit Steigerung) weitermachen ! Viel Erfolg für 2019!
Liebe Carine, danke für diesen Artikel.
Vielleicht bin ich dann also doch ein „Schriftsteller“.
Bisher dachte ich immer: Autorin – ja, aber Schriftsteller? Das ist hohe Kunst. Das ist etwas Besonderes. Diese Bezeichnung verdiene ich nicht.
Für mich ist es eher Unterhaltung. Wie Rita Mae Brown es mal beschrieb: Sie wohne ziemlich abgelegen und wenn sie im Winter eingeschneit sei und nichts mehr zu lesen habe – na, dann schreibe sie eben etwas.
So mach ich es auch.
Ich schreib dann mal weiter …