Leben · Schreiben

Aller guten Dinge sind drei

Oder: Vom Traum, einen Verlag zu finden

Fast auf den Tag genau vier Jahre ist es her, dass ich mein erstes Buch fertiggestellt habe. Ich wusste damals gar nichts von der Buchwelt, und erst recht hatte ich keine Ahnung davon, wie man ein Buch veröffentlicht. Ich habe einfach drauflosgeschrieben und nicht mehr aufgehört, bis das Wort »Ende« darunter stand. Letzteres ist übrigens das, woran die meisten Buchprojekte scheitern – man darf einfach nicht aufhören, bevor man am Ende angekommen ist.
Jedenfalls war es irgendwann fertig, und ich habe es ein paar Freunden zum Lesen gegeben. Recht verschämt und fast schüchtern habe ich gefragt, ob es nicht jemand mal ansehen wollen würde und mir seine Meinung dazu sagen möchte. Erst als die ersten positiven Rückmeldungen kamen, zusammen mit der Frage, wann es das Buch zu kaufen gäbe, habe ich darüber nachgedacht, wie es mit dem fertigen Manuskript denn weitergehen sollte.

Selfpublishing?

Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie von Selfpublishing gehört, also von der Möglichkeit, sein Buch »einfach so« selbst zu veröffentlichen, ganz ohne Verlag. Ich trat der Gruppe »Self Publishing« auf Facebook bei, las mich quer durch die Selfpublisher-Bibel von Matthias Matting und entschied mich recht schnell für die Plattform Neobooks, um mein Buch unters Volk zu bringen. Zwar nur als E-Book, aber dafür super einfach und ohne lange Wartezeit. Ganz mein Ding also, denn natürlich war ich begierig, mein Buch endlich veröffentlicht zu sehen.

Bankraub auf Französisch
Bankraub auf Französisch

Damals hieß das Buch noch »Bankraub auf Französisch«, und ich brachte es unter meinem eigenen Namen heraus. Der Erfolg war gar nicht mal so schlecht, wenn auch nicht berauschend. Ich hatte damit keinen neuen All-Time-Bestseller geschrieben, aber für einen allerersten Versuch mit selbstgebasteltem Cover und ohne Lektorat lief es eigentlich ganz gut.
So gut, dass ich bereits nach kurzer Zeit darüber nachdachte, auch eine Taschenbuchversion zu veröffentlichen. Aber wie? Da hing doch nochmal deutlich mehr technisches Know-How dran. Von Buchsatz hatte ich nicht wirklich Ahnung. Für das E-Book war das auch nicht notwendig gewesen, einfach die Word-Datei hochladen und die Plattform erledigt den Rest. Aber das mit dem Taschenbuch traute ich mich damals nicht zu. Ein Verlag musste her.

In der Geocaching-Community gibt es inzwischen einige Hobby-Kollegen, die bereits Bücher veröffentlicht haben. Über die Plattform war die Kontaktaufnahme kein Problem, und der liebe Kollege Frank Trepte hat mir tatsächlich den Kontakt zu seinem Verlag hergestellt. Und oh Wunder, sein Verleger hatte Interesse an meinem Manuskript und wollte es veröffentlichen. Ich freute mich wie ein Schneekönig – sollte es wirklich so einfach sein? Es fehlte nur noch die »Freigabe« durch Neobooks, der Anbieter, bei dem ich mein E-Book veröffentlicht hatte.
Neobooks ist nämlich nicht einfach nur ein Distributor, sondern dient darüberhinaus mehreren Verlagen als Scouting-Portal. Deshalb behält sich Neobooks ein sogenanntes Optionsrecht für auf der Plattform veröffentlichte Werke vor: Wenn man ein Vertragsangebot von einem anderen Verlag bekommt, hat Neobooks das Recht, ebenfalls ein Angebot abzugeben. Diese »Freigabe« ist normalerweise nur eine Formsache. Dachte ich.

Der erste Schritt in den Verlag

Ich rief also bei Neobooks an und hatte prompt eine sehr nette Praktikantin am Telefon – alle waren gerade ausgeflogen, es war Buchmesse in Leipzig, keiner war da. (Daran sieht man, wie wenig Ahnung ich von dem Betrieb damals hatte!) Aber ich solle doch schon mal das Manuskript schicken, sie würde es sich ansehen. Nächste Woche sei die Lektorin wieder da, sie würde mit ihr sprechen und sich dann melden.
Es dauerte genau zwei Wochen, was in Verlagskreisen extrem kurz ist, dann hatte ich eine E-Mail im Postfach:

Liebe Frau Uhlig, Wir haben bei neobooks Ihren Titel „Bankraub auf Französisch“ angeschaut und könnten uns den Titel sehr gut im August 2015 im Knaur eRiginals-Programm vorstellen!

Lavendel-Coup
Lavendel-Coup

Ihr könnt euch vielleicht denken, was da in mir vorgegangen ist. Droemer-Knaur will mein Buch veröffentlichen! Ja, nur als E-Book, nicht als Taschenbuch, das war also eine andere Richtung, als ich eigentlich vorgehabt hatte, aber, Himmel, Droemer-Knaur!
Ich habe nicht lange gezögert, sondern die Chance ergriffen. Besonders, als es dann hieß, dass es auch irgendwann ein Taschenbuch geben würde, zwar nur als Print on Demand, ohne Buchhandelspräsenz und ohne Werbung dafür, aber immerhin. Mehr wäre bei dem Kleinverlag auch nicht möglich gewesen.
Und so kam im August 2015 das Buch unter einem neuen Titel, mit neuem Cover und zum ersten Mal unter meinem Pseudonym heraus: Der Lavendel-Coup hieß es nun, und das Cover finde ich auch heute noch großartig. Das Lila war und ist ein Hingucker.

Das Buch lief gut, wie erhofft, und das tut es auch heute nach vier Jahren noch. Cosy Crime liegt im Trend, ich wusste noch nicht einmal, was das ist. Und Südfrankreich ist in, auch das wusste ich damals nicht, ich schrieb einfach über meine Herzensgegend, über »meine« Urlaubsregion, »meinen« Campingplatz und »meine« Provence.

Der Traum wird wahr

Zwei Jahre später.Wir schreiben das Jahr 2017, ich hatte inzwischen vier weitere Bücher geschrieben und arbeitete gerade am nächsten. Meine Neobooks-Lektorin von damals war inzwischen die Leiterin der E-Book-Labels von Droemer-Knaur und die Praktikantin arbeitete in deren Marketingabteilung. Da flatterte erneut eine E-Mail ins Haus, der Betreff lautete »Eine Anfrage aus dem Knaur-Lektorat«.
Langer Schreibe kurzer Inhalt: Man wolle den Lavendel-Coup als Auftakt einer neuen, noch zu schreibenden Serie von Provence-Krimis herausbringen. Ob ich Interesse hätte.

Lavendeltod
Lavendeltod

Oh ja, und wie ich das hatte! Eine ganz neue Erfahrung stand mir bevor, eine Verlagslektorin würde mit mir zusammen das Buch nochmals überarbeiten, es würde einen neuen Titel und ein neues Cover erhalten, und Anfang 2019 veröffentlicht werden. Es war eine aufregende Zeit, da ich in dieser Zeit auch den ersten Band der neuen Provence-Serie schrieb. Immerhin blieb diesmal das Covermotiv gleich, nur die Farbstimmung wurde geändert, und mein Pseudonym durfte ich auch behalten. Hurra!
Und wenn auch der Veröffentlichungstermin erst wie in unerreichbarer Ferne schien, nun ist er doch gekommen:

Am 1. Februar erscheint Der Lavendeltod, zum ersten Mal als Taschenbuch im Buchhandel.

Heute brachte der Postbote ein Paket, und der Inhalt war die schönste Überraschung: Es enthielt 10 mal den Lavendeltod, mein Buch, meinen Erstling, ganz echt und zum Anfassen. Das Warten hat sich gelohnt. Es hat vier Jahre gedauert, drei verschiedene Titel und zweieinhalb unterschiedliche Cover gebraucht, aber nun ist es da. Mein Baby, ganz echt und richtig als Taschenbuch.

Und die Moral von der Geschicht’?
Gib niemals auf. Glaub niemandem, wenn er dir sagt, dass irgendetwas nicht geht. Alles geht, und alles ist möglich. Auch, dass man mit fünfzig sein erstes Buch schreibt, und dass ein Verlag wie Droemer-Knaur es veröffentlicht. Man muss nur manchmal ein bisschen Geduld haben.

Ein Kommentar zu „Aller guten Dinge sind drei

  1. Liebe Carin, ich freue mich sehr auf “LavendelTod”, sobald ich es verschlungen habe, werde ich es hier kommentieren. Bis dahin, mit den liebsten Grüßen, Kerstin aus Bullerbü

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